MICHALSKY X PONY: Eine Kollaboration mit ordentlich Punch

Der Designer Michael Michalsky präsentierte während der PREMIUM Juli-Edition 2018 seine neue Kollaboration mit der amerikanischen Heritage-Brand PONY. In Begleitung von Anita Tillmann, Managing Partner der PREMIUM GROUP, und ausgewählten Gästen aus der Presse- und Medienlandschaft erzählt Michalsky über seine Inspiration, die Vorteile einer Kooperation und den Mode-Status-quo Berlins.

Erzählen Sie uns kurz etwas über ihre aktuelle Runway-Kollektion.

Alle meine Runway-Looks wurden mit diesen Sneakern, die in Kooperation mit PONY entstanden sind, gestylt. Wie immer hat meine Kollektion ein Thema und in dieser Saison lautet der Titel „Dream Again“. Ich finde einfach, dass es sich wieder lohnt, für seine Visionen zu kämpfen.

Wovon haben Sie sich für diese Kollektion inspirieren lassen?

Als Inspiration habe ich mir das Boxen ausgesucht. Boxen ist nämlich weitaus mehr als nur ein Schlagabtausch. Boxen erfordert eine Vision, ein Ziel, Flexibilität und Agilität. In Amerika ist es zu einer absoluten Trendsportart avanciert. Im Boxsport gibt es so viele tolle Designideen – und die wollte ich in meine Couture-Kollektion mit einfließen lassen.

Couture und Boxen, MICHALSKY und PONY – wie passt das zusammen?

Die Sport-Ästhetik liegt mir ja nicht sehr fern. Ich habe jahrelang für einen großen Sportartikelhersteller gearbeitet; da durfte ich auch Boxer ausrüsten. Deswegen lag mir auch viel daran, einen Performance-inspirierten Sneaker zu gestalten, der auf einem echten Box-Stiefel basiert 

PONY ist eine amerikanische Brand und die Abkürzung steht für Product of New York. Interessant ist auch, dass sie vor vielen Jahren mal zum Adidas-Konzern gehört haben. PONY hat lange Zeit Profiboxer ausgestattet. Es gibt ganz tolle Bilder von großen Boxern, die beim Kampf PONY tragen – unter anderem auch Muhammad Ali.

Es sollen jetzt keine top-performing Boxing-Schuhe sein, sondern es sind High-Fashion-Sneakers, die vom Boxen inspiriert sind. Es ist eine komplette Neuentwicklung mit komplett neu entwickelten Leisten. Es soll auch ein bisschen eine Gegenbewegung zu dem allgegenwärtigen Trend der Chunky-Shoes sein. Als Sneaker-Head bin ich mir sicher, dass das „Next Big Thing“ bodentiefe Sneakers sind. Die waren viel zu lange weg und deswegen habe ich meine Modelle dementsprechend designt.

Erzähl uns doch etwas über die MICHALSKY X PONY Sneakers.

Es gibt zwei Modelle: High-Cut – wie sie auch im Boxen üblicherweise geschnitten sind – also knöchelhoch und mit flacher Sohle. Da ich aber weiß, dass nicht jeder wie ein Profiboxer aussehen möchte, habe ich auch eine Low-Cut-Version kreiert. Wir haben dafür mehrere Materialien verwendet, wie Mega-Air-Mesh, es gibt goldfarbene Limited Editions, Versionen in Nappaleder sowie eine Luxusausführung in sehr limitierter Auflage aus Python.   

Wie würdest du das High-Cut-Modell denn im Alltag kombinieren?

Ich würde die Schuhe mit einem Rock oder einer sehr engen Hose kombinieren, gerne auch mit einer 7/8-Hose. Man muss sie auch gar nicht hochschnüren, dafür habe ich hinten noch eine Öffnung designt, damit man die Schnürsenkel dort hindurch binden kann. Dieser Stiefel sieht auch fantastisch aus, wenn die Zunge ein wenig raus- und der obere Teil des Schafts ein bisschen runterhängt. Deshalb ist auch die Innenseite hervorragend verarbeitet, weil man die sehen soll.

Sogenannte Collaborations sieht man ja gerade überall. Was ist das Spannende daran, wenn man sich zusammentut?

Das Tolle daran ist, dass man sich mit Menschen zusammentun kann, die eine Expertise in einem Bereich haben und der andere Partner hat seine Fachkenntnisse in einem anderen Feld. Dadurch kann man etwas kreieren, das weder der eine noch der andere alleine kann. Ich gehe schon seit 20 Jahren Kollaborationen ein, aber dass das Thema mal so groß wird und es so viele Kollaborationen gibt wie heute, hätte ich mir damals, als ich mit Yohji Yamamoto anfing zu arbeiten, nicht erträumen können. Es gibt sehr viele gute Kollaborationen, aber auch solche, bei denen man sich fragt: „Warum machen die Leute das?“.

PONY war ein absoluter Wunschpartner von mir, weil ich einen wirklich athletisch-inspirierten Schuh machen wollte. Fashion-Sneakers unter meinem eigenen Label designe ich ja sowieso schon, aber hierfür war mir wichtig, den ganzen technischen Aspekt in das Produkt hineinzubekommen. Dafür war die Zusammenarbeit mit PONY essentiell.

Du kennst ja Anita Tillmann schon sehr lange und auf eine gewisse Art ist das, was ihr macht, auch eine Kollaboration. Wie würdet ihr euch gegenseitig beschreiben?

Anita Tillmann: Wir kennen uns schon so viele Jahre, dass ich die Zahl nicht mal nennen will. Davon abgesehen, dass wir enge Freunde sind, ist Michi für mich einer der inspirierendsten, am weitesten denkenden und mutigsten Designer Europas. Er macht einfach und interessiert sich nicht dafür, was andere sagen. Er hat Dinge geschafft und umgesetzt, wofür er anfangs belächelt wurde – und heute ärgern sich alle darüber und müssen ihn bewundern, weil man einfach nicht drum herumkommt. Ich bin sehr stolz auf ihn und seinen Werdegang.

Michael Michalsky: Ich kenne Anita schon, seitdem die PREMIUM noch so „groß“ war, dass man in zwei Minuten alles gesehen hatte und sich total einen abgefroren hat. Es war trotzdem eine tolle PREMIUM. Ich bewundere Anita für ihren Mut und dafür, Sachen anzustoßen und zu bewegen. Wenn Anita nicht damals – trotz aller Gegenbewegungen – damit angefangen hätte, würde es die PREMIUM, als inzwischen weltweite Leitmesse, nicht geben. Auch um die PREMIUM ist ja ein richtiges Geflecht entstanden – und ich finde, das verdient unser aller Hochachtung.

Ihr seid beide zwei Hauptakteure während der Berlin Fashion Week, jeder in seinem Bereich. Wie hat sich diese Woche für euch beide angefühlt? Und wie ist Berlin gerade für euch?

Anita Tillmann: Man arbeitet ja ein halbes Jahr auf diese drei Tage hin. Wirtschaftlich gesehen denke ich immer daran, dass in diesen drei Tagen alles für die darauffolgenden sechs Monate drin sein muss. Deswegen ist auch immer eine gewisse Anspannung da. Das Wetter hat diese Saison super mitgespielt, wir hatten tolle Leute und Brands auf den Messen. Ich freue mich natürlich auch sehr über PONY, denn ich mag Heritage und DNA, Handwerk und Qualität.

Michael Michalsky: Ich zeige jetzt im zwölften Jahr hier in Berlin. Ich spüre eine gewisse Genugtuung über die Entwicklung, die stattgefunden hat. Von Anfang an habe ich den Leuten versucht, zu erklären, dass Berlin einzigartig und unvergleichbar ist. Das war für viele schwer zu verstehen, weil der Mensch nun mal gerne vergleicht. Deshalb freue ich mich umso mehr über den Wandel und über das Angebot – ob PREMIUM GROUP mit allen Messen, der VOGUE Salon, die Veranstaltungen von Mercedes-Benz oder eben auch jede Off-Site-Show. Ich freue mich über jeden Designer, der den Mut hat, hier zu zeigen, weil ich weiß, wie hart das ist. So langsam können wir uns von allen anderen Standorten differenzieren. Wir sind nun mal in Berlin, und in Berlin wird Mode so dargestellt, wie sie sich auch wirklich gestaltet, heißt: von High-End bis Streetwear, von Couture bis Skate-Mode – so wie wir uns ja auch tatsächlich alle anziehen. Die Grenzen verschwimmen immer mehr und in dem Punkt steht Berlin ganz weit vorne.